Am 16. Dezember 1894 wurde mit dem Betrag von 2,55 Mark aus einer Sammlung der Hauptversammlung ein Fond zum Ankauf eines eigenen Turnplatzes gegründet. In den folgenden 10 Jahren wuchs er durch Spenden und Reinerträge aus Veranstaltungen. Die Überschreibung eines eigenen Grundstückes, auf dem eine Turnhalle erbaut werden sollte, erfolgte am 11. März 1905. Der Kaufpreis betrug 600,- Mark. Die Eintragung ins Grundbuch erfolgte am 09. November 1905 in Greiz beim fürstlichen Amtsgericht.
1906 – 25 Jahre Concordia
Die Feierlichkeiten fanden von 16.-18. Juni statt. Alle Reudnitz und viele Feunde waren gekommen. Das näcshte Ziel im Auge – eine Turnhalle – gründete sich die Turnhallenkommission zur Vorbereitung und Durchführung des Baus. Endlich, am 16. Juni 1909 konnte umrahmt von einer kleinen Feier der Grundstein gelegt werden.
Was glauben Sie, wieviele Monate oder Jahre haben die Bauarbeiten gedauert? Die Halle war 16x8m. Die Bauzeit war vom 16. Juni 1909 bis 09. Oktober 1909. Knapp 4 Monate, und die Halle Concordia war fertig. Am 09. und 10. Oktober fanden die Feiern zur Weihe statt. Das Wecken aller Langschläfer erfolgte morgens 5 Uhr durchdie Vereinskapelle in Gemeinschaft mit den Trommlern und dem Pfeifenchor. Der Empfang der Vereine, der Festzug, die Weiherede des Gauvertreters, die Vorführungen der Turner – alles fand großen Zuspruch und endete mit einem riesigen Fesball im Gasthof.
Der Verein wandte sich 1902 das erste Mal dem Kindersport zu. Bei der Feier des 25-jährigen Vereinsjubiläums wirkte eine Kinderabteilung mit. In den nächsten Jahren schlief diese aber ein. Bei der 1911 obligatorischen Einführung des Schulsports erhielt der Schulvorstand vom Sportverein volle Unterstützung. Eine Kinderabteilung im Verein gab es wieder ab 1921.
„Arbeit ist Leben – Stillstand ist Tod“. Mit dieser Erkenntnis entschloß sich der Vorstand im Frühjahr 1911, an die Turnhalle ein Wirtschaftsgebäude anzubauen. Nach vielen Schwierigkeiten konnte am 07. März 1912 der Grundstein gelegt werden. Es vergingen wieder nur wenige Monate, und die Weihe konnte am 11. August 1912 gefeiert werden. Die Vorturnerschaft hatte 1910 eine Schankerlaubnis erhalten, nach langem Ringen ist diese auf das Wirtschaftsgebäude übertragen worden. Durch die Konzessionserlaubnis war der Verein bei Veranstaltungen am Umsatz beteiligt.
In den neuen, anmutigen, lichten Räumen entwickelte sich bald ein erfreudliches, lustiges Tun und Treiben. Die Behaglichkeit und Gemütlichkeit, die Wärme und Freundlichkeit, die Reinheit und Sauberkeit förderten auch die Geselligkeit. Das beweist am besten die Gründung der Sängerabteilung am 12. September 1912.
Es kamen die schweren Jahre 1914 – 1918, der 1. Weltkrieg. Leider ist er in Reudnitz nicht spurlos vorbei gezogen. Das Vaterland suchte seine kräftigen und gesunden Soldaten auch in den Turnvereinen. 148 Männer und Jünglinge zogen hinaus in den Kampf. Es ließ leider nicht lange auf sich warten, und die ersten schmerzlichen Todesnachrichten trafen in Reudnitz ein. Den Gefallenen und Vermissten zu Ehren in ernster Würdigung ihres Opfertodes und in treuer Bruderliebe setzte der Verein 1920 auf dem Turnplatz, umgeben von vier Rotbuchen, ein Ehrenmal.
Am Sonntag, dem 12. September, fand die Weihe des Gedenksteines statt. Geschaffen hat es der Reudnitzer Steinmetz Emil Feustel. Bis 1972 stand das Ehrenmal auf dem Turnplatz, dann musste es weichen. Heute steht es auf dem Reudnitzer Friedhof. Der Zahn der Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Vielleicht gibt es die Möglichkeit durch Unterstützung der Einwohner und der Concordia, es zu restaurieren. Es folgte eine Zeit der Trauer und des Wiederaufbaus.
Am 09. September 1919 fand in Reudnitz das durch den Krieg aufgeschobene Turnfest des Bezirks Greiz II statt. Dieses Fest war der Auftakt zu neuen, großen Erfolgen. Erstmals zogen neben Turnern und Jugendturnern auch Turnerinnen in den Kampf zum Kreisturnfest 1922 in Gera. Das Interesse für Frauenturnen zeichnete sich schon 1892 beim Winterball ab. Durch das Vorführen von Freiübungen warne die Zuschauer stark beeindruckt. Seit dieser Zeit nutzen die Frauen jede Gelegenheit durch Aufführen von Freiübungen und Reigen, ihr Können zu zeigen. Nach mehrmaliger Ablehnung konnte dann endlich am 17. Juni 1905 eine Frauenriege gegründet werden.
Bei dem 13. Deutschen Turnfest vom 14.-18. Juli 1923 in der herrlichen Isarstadt München, nahmen 18 Sportler aus Reudnitz teil. Walter Teller war es, der Als Sieger aus dem Kampf ging und für Reudnitz den 1. Sieg auf einem Feutschen Turnfest errang. Die Turner weilten 1924 noch zu Wettkämpfen in Altenburg, Eisenach, Ronneburg und Weida.
Die Sportbewegung erfuhr in diesen Jahren in ganz Deutschland eine starke Belebung. In der Concordia entstanden mehrere Spiel- und Sportabteilungen. Zuerst bildete sich eine Faustballabteilung, im folgenden Jahr eine Fußballriege. Zwei Jahre später, am 09. Oktober 1923, gründete sich eine Handballriege. Für diese suchte der Verien einen Sportplatz. Zuerst übten sie auf einer Wiese in Gottesgrün, später fand die Jagd nach dem Ball auf einer Wiese in Fichtenreuth statt. Der Verein hatte 1924 den heutigen Sportplatz oberhalb der Sauhut am Wald erhalten. Der Pächter war zu dieser Zeit die Gemeinde Reudnitz. Das Gelände gehörte zur Thüringer Forstverwaltung und war ursprünglich Waldgebiet. Es bedurfte ungeheuerer Zeitopfer und viel Arbeit. Aber die Handballer und die Spielvereinigung von Mohlsdorf haben es gemeinsam angepackt und eine Sportplatz geschaffen. Beie Orte nutzten nun den Platz, bis Mohlsdorf sich einen eigenen baute.
Ein neuer Höhepunkt im Vereinsleben war die Grundsteinlegung zum Hallenerweiterungsbau am 30. August 1929. Die alte Halle ist um eine Fläche von 16x7m vergrößert worden. Gleichzeitig baute man eine Bühne von 11×4,5m an.
Mit einem schönen Fest, wo alle Vereine ihr Können zeigen konnten, fand am 05. Oktober 1929 die Einweihung statt.
In den Jahren bis 1939 wuchs der Verein immer mehr, es gab jetzt die Abteilungen:
Turnen (Männer, Frauen, Jugend), Handball, Spielmannsriege, Sänger, Hauskapelle und Theatergruppe.
1939 – wieder brach ein furchtbarer Krieg aus. Der zweite Weltkrieg war mit viel Elend und Leid in unser Land gezogen. Er dauert bis 1945. Die Vereine ware fast nicht mehr lebensfähig. Deutschland, unser Vaterland, brach durch den Krieg in zwei Teile. Es gab jetzt eine BRD und eine DDR, Reudnitz lag in der DDR. Der stolze Besitz der Concordia war ab jetzt sozialistisches Eigentum.
Alte Freunde des Sportes versuchten immer und immer wieder, den Sport wieder zu beleben, es dauerte aber bis 1950. Die Gründung einer Sportgemeinschaft, unterstützt von vielen, war vom Sportfreund Kurt Schneider ins Leben gerufen worden. Der Sportplatz war einige Jahre nicht genutzt und 1950 kaum bespielbar. Ein Aufruf genügte, es kamen an einem Sonntag 95 Helfer, um den Platz wieder für den Handballsport zu richten. Es wurde ein Bauschwerk abgeholzt und der Rasen planiert. Damit die Zuschauer das Spiel besser verfolgen konnte, wurde auf der einen Seite des Platzes ein Wall aufgeschüttet. Bei dieser ARbeit leisteten unsere Bauern Großes. 80 Fuhrwerke Erdreich und Sand fuhren sie in die Sauhut. Im Nu war durch die zahlreichen Helfer ein toller Sportplatz entstanden.
Nach dieser vollbrachten Arbeit war schon ein neues Ziel im Visier. Da sich die Spieler vor und nach dem Spiel im Dort umkleiden mussten, stellten sie kurzer Hand 1952 eine Baracke auf und erweiterten sie 1953. Ein Problem war gelöst und schon gab es eine neue Herausforderung. Mitten in der Turnhalle stand in aller Ruhe eine dicke Säule. Diese störte natürlich den Handballbetrieb beträchtlich.
Für die sehr aktive Volkstanzgruppe bildete sie hingegen den Mittelpunkt beim Tanz. Im Takt von Feustel’s Karl tanzten die Mädchen und Jungen 1, 2, 3 und 1,2, 3 oder links 2, 3 und rechts 2, 3 um sie herum.
Die „SG Reudnitz“ zählte 1951 schon 32 Mitglieder. Eifriger als die Turner waren jetzt die Turnerinnen bei der Sache. Aber im Lauf der Zeit wurde der Handball die größte und dominierende Sektion im Verein. Der Spielbetrieb verlagerte sich jetzt immer mehr vom Großfeld- zum Kleinfeld- und Hallenhandball. Viele Jahre war das Spielteam erfolgreich. Der Aufstieg in die Landesliga Ost Thüringen war schon eine tolle Sache für so ein kleines Dort. Nach der Auflösung der Liga mussten sie in der Bezirksliga spielen. Aber 1953 schafften sie den Aufstieg in die Landesliga erneut.
Aber auch an den Kreismeisterschaften der Leichtathletik 1952 beteiligten sich die Reudnitzer Sportler und brachten viele Siege mit nach Hause. Die Tischtennisbegeisterten schlossen sich 1953 zusammen und gründeten eine neue Sektion. Die Jahre 1954/55 waren für den Ort sehr bedeutend. Es wurde mit der Planung zur Erweiterung der Turnhalle begonnen.
Der Bau wurde veranschlagt mit 77’500,- Mark. Aus Sport- und Tottomitteln kamen 57’000,- Mark. Es blieb eine Differenz von 20’500,- Mark. Diese sollte der Verein als Eigenleistung mit NAW (Nationales – Aufbau – Werk) in Stunden erarbeiten.
Die Urkunde, die als vierte ihrer Art seit Bestehen der Turnhalle dem Fundament anvertraut wurde, stand unter folgendem Leitsatz:
„Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit.“
Es ist gut zu wissen, dass die Turnhalle, die in einer sorgenschweren Zeit erstehen soll, dem Frieden dient.
Den Leitsatz befolgten Alt und Jung, sie alle haben ihre Kraft für den Bau eingesetzt. Es sind 8’557,5 Aufbaustunden geleistet worden. Bitte lesen sie diese Zahl zweimal.
Das erste Handballturnier konnte am 29. Januar 1956 ausgetragen werden. Die Turnhalle war all die vielen Jahre – und sie ist es noch heute – der Mittelpunkt für die Veranstaltungen im Ort.
Am 30. Juni und am 01. Juli 1956, da war es wie in alten Zeiten. Die Turnhalle erstrahlte zum 75-jährigen Vereinsjubiläum im neuen Glanz. Die Turnerinnen, Turner, Leichtathleten, Handballer und der Volkschor gaben uns eine Kostprobe ihres Könnens. Es zeigte sich deutlich, wir haben durch die Jahre der Entbehrung und harten Arbeit das Feiern, die Freude und den Spaß an Sport, Spiel und Frohsinn nicht verlernt
Der 02. August 1955, es kam erstmals zu einer Spielbegegnung Ost-, Westdeutschland. Handballer aus dem Norden kamen nach Reudnitz. Zur Revanche fuhren die Reudnitzer nach Flottbeck bei Hamburg.
Der Turnerbund Weiden und Empor Reudnitz beschlossen 1957 einen regelmäßigen Spielaustausch. In den Jahren bis 1961 fanden einige Spiele in Weiden und in Reudnitz statt. Leider erfolgte im Jahre 1961 eine jähe Unterbindung des innerdeutschen Sports. Die Regierung der DDR erlaubte keinerlei Verbindungen zu diesen Mannschaften. In Reudnitz entwickelte sich aber der Sport immer weiter. Eine Kraftsportgruppe bildete sich und zeigte ihre Leistungen den Besuchern des 25-jährigen Schulfestes. Die Heizungsanlage in der Halle ging kaputt und musste 1958 erneuert werden. Gleichzeitig sind Duschräume, Umkleidekabinen und eine größere Bühne angebaut worden. Zum Schutz der Fenster, den die Handballer waren sehr stürmisch, mussten Gitter angebracht werden.
Durch Verschönerungsarbeiten beim Frühjahrsputz war der Sportplatz immer gut in Schuss. Die alte Sportlerbude musste weichen, und es wurde ein sehr schönes Mehrzweckgebäude 1963 im NAW erbaut.
von Frau Sieglinde Beutler